Schilddrüsenerkrankungen: Wenn die Schilddrüse aus dem Takt gerät
Schilddrüsenerkrankungen haben oft weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Körper der Patient*innen. Unterschieden wird dabei, ob es sich um eine Überfunktion oder
Unterfunktion der Schilddrüse handelt oder ob Veränderungen im Gewebe der Schilddrüse vorliegen. So vielfältig wie die Erkrankungen der Schilddrüse sind auch deren Ursachen und Symptome. Eine
genaue Diagnose und gezielte Behandlung sind dann entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen wiederherzustellen. Bei Hormon-abhängigen Schilddrüsenerkrankungen ist es zudem wichtig, die
körpereigenen Funktionen durch eine individuell abgestimmte medikamentöse Therapie zu stabilisieren.
Erfahren Sie alles über die häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse und wie die besonders weit verbreiteten Wucherungen durch moderne Verfahren behandelt werden können. Wenn Sie
unter Knoten in der Schilddrüse leiden, vereinbaren Sie direkt einen Termin über unser Sekretariat. Ich bin Dr. med. Susanne Constantinescu, Fachärztin für interventionelle Radiologie,
und berate Sie umfassend über neue Therapie-Optionen. Mithilfe modernster Verfahren entwickle ich die beste Behandlungsstrategie zum Erhalt der Schilddrüse Funktion.
Erkrankungen der Schilddrüse – Das Wichtigste auf einen Blick
Die Schilddrüse ist die grösste reine Hormondrüse des menschlichen Körpers.
Schilddrüsenhormone sind für alle Körperfunktionen wichtig.
Erkrankungen der Schilddrüse können Beschwerden wie Schluckbeschwerden und Atemnot hervorrufen.
Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) oder Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) zeichnen viele Schilddrüsenerkrankungen aus.
Veränderte Blutwerte der Schilddrüsenhormone T3 und T4 und des Steuerhormons TSH sind typisch für Funktionsstörungen der Schilddrüse.
Für die Produktion von Triiodthyronin und Thyroxin wird Jod aus der Nahrung benötigt.
Die häufigsten Schilddrüsenerkrankungen sind:
Kropf (Struma)
Hashimoto-Thyreoiditis
Morbus Basedow
Schilddrüsenzysten
Schilddrüsenknoten
Schilddrüsenkrebs
Knoten in der Schilddrüse sind meist gutartig (Schilddrüsenadenom), selten bösartig (Schilddrüsenkarzinom).
Die Behandlung durch einen Facharzt ist bei Schilddrüsenkrebs unbedingt erforderlich, in anderen Fällen spätestens, wenn die Symptome zu Einschränkungen führen.
Eine Schilddrüsenoperation zur Entfernung (Thyroidektomie) ist nur selten erforderlich, etwa bei einer bösartigen Veränderung der Schilddrüse (Schilddrüsenkrebs).
Mit Medikamenten, Radiojodtherapie oder einer minimalinvasiven Operation lassen sich die meisten Schilddrüsenerkrankungen erfolgreich
behandeln.
Eine moderne mikroinvasive Technik ist die Thermoablation, die wir in unserer Praxis in Bern
anbieten. Sie ist vor allem für symptomatische lokalisierte Knoten und Schilddrüsenzysten geeignet. Letztere lassen sich auch mit der altbewährten Alkoholablation der Schilddrüse behandeln. Lokale Betäubung und ein minimaler Schnitt reichen aus, die
Schilddrüse bleibt erhalten.
Was auf der grossen Bühne gespielt wird, bestimmt die Schilddrüse
Der Körper als Orchester, die Schilddrüse als Dirigent: Hinter den Kulissen sorgt das unscheinbare schmetterlingsförmige Organ für reibungsloses Funktionieren. Wie alle Hormone
wirken ihre Schilddrüsenhormone entfernt von ihrer Bildungsstätte und sind bereits in kleinsten Mengen hochaktiv. Sie steuern:
Wachstum und Entwicklung: Bereits im Kindesalter und in der Jugend ist die einwandfreie Schilddrüsenfunktion für die körperliche und geistige Entwicklung wichtig. Bei
Erwachsenen sorgt sie dafür, dass Muskeln, Knochen und Bindegewebe gesund bleiben.
Stoffwechsel und Energiehaushalt: Bei allen Körperfunktionen wie Verdauung, Atmung oder der Tätigkeit von Muskeln und Nerven hat die Schilddrüse die Zügel fest in der Hand.
Sie regelt, wie viel Energie freigesetzt wird und steuert Herzschlag und Blutdruck. Damit stellt sie auch den persönlichen Thermostaten ein und beeinflusst, ob jemand schwitzt oder friert.
Wegen der hohen Wirksamkeit der hier hergestellten Hormone können Funktionsstörungen der Schilddrüse erhebliche Beschwerden verursachen. Die verschiedenen
Schilddrüsenerkrankungen haben dabei weitreichende und unterschiedliche Auswirkungen auf die Funktion
der Schilddrüse und den gesamten Körper der Betroffenen.
Welche Schilddrüsenhormone gibt es?
Die Schilddrüse produziert drei Hormone, deren Blutwerte bei vielen Schilddrüsenerkrankungen verändert sind:
Triiodthyronin (T3) und
Thyroxin (Tetraiodthyronin, T4) in den Follikelzellen (Thyreozyten),
Calcitonin in den parafollikulären Zellen (C-Zellen).
Geringe Mengen Calcitonin produzieren auch der Thymus und die Nebenschilddrüsen; dagegen beschränkt sich die Bildung von T3 und T4 allein auf die Schilddrüse. Daher bezeichnet man Triiodthyronin
und Thyroxin als „echte Schilddrüsenhormone“.
Welche Aufgaben haben die Hormone der Schilddrüse?
Das Peptidhormon Calcitonin ist am Calcium- und Phosphathaushalt beteiligt und sorgt für gesunde Knochen.
Triiodthyronin und Thyroxin beeinflussen jede einzelne Zelle des Körpers – die beiden Iodothyronine regulieren den Stoffwechsel und sind für
Entwicklung undDifferenzierung wichtig.
Ohne Jod keine Schilddrüsenhormone
Elementares Jod ist essenziell für die Produktion der Glykoproteine T3 und T4: Jodierung bindet Jod-Atome an Thyreoglobulin, das die Thyreozyten aus der
Aminosäure Tyrosin herstellt und im Kolloid der Schilddrüsen-Follikel speichert. Trijodthyronin und Thyroxin werden je nach Bedarf aus diesen freigesetzt und an das Blut abgegeben, sodass sie
jede Zelle des Körpers erreichen.
Jodmangel kann Schilddrüsenerkrankungen hervorrufen
Der Körper kann das essenzielle Spurenelement Jod nicht selber herstellen und nur begrenzt speichern; daher ist der Mensch auf eine ausreichende Jodzufuhr
angewiesen.
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) empfiehlt als Referenzwert für die Nährstoffzufuhr 150 µg Jod bei Erwachsenen und 250 µg während
Schwangerschaft und Stillzeit.
Über den Darm gelangt Jod aus der Nahrung in die Blutbahn, aus der es die Schilddrüse gezielt herausfischt. Daher findet sich in der kleinen Hormondrüse rund die Hälfte
der körpereigenen Jodvorräte (10 – 20 Milligramm).
Bei Jodmangel wächst die Schilddrüse, um mehr von dem Spurenelement aus dem Blut zu holen und zu speichern – es bildet sich ein Kropf (Struma), der in der Bevölkerung von
Jodmangelgebieten vor Einführung der Jodprophylaxe weit verbreitet war. Bei Kindern führt Jodmangel zu körperlicher und geistiger Unterentwicklung sowie
Störungen der Feinmotorik.
Schilddrüsenhormone: Die kleinen Helfer
Die Produktion der Schilddrüsenhormone ist engmaschig geregelt: Im Gehirn fungieren Hypophyse und Hypothalamus als Funktionseinheit
(Hypothalamus-Hypophysen-Achse) und steuern die Ausschüttung der meisten Hormone. Im Falle der Schilddrüse geschieht das durch TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon,
Thyreotropin) aus der Hypophyse. Aufwändige Regelkreise und Rückkopplungsmechanismen sorgen dafür, dass alles bedarfsgerecht bereitsteht. Ist diese Kommunikation durch Erkrankungen der
Schilddrüse gestört, sind gesundheitliche Probleme die Folge.
Welche Schilddrüsenerkrankungen gibt es?
Prestissimo oder Lentissimo – bei vielen Funktionsstörungen der Schilddrüse lässt der kranke Dirigent im Körper alles wie in Zeitlupe oder rasend schnell geschehen. Die normale
Stoffwechsellage bezeichnet man als euthyreot, ein Zuviel als Hyperthyreose und ein Zuwenig als Hypothyreose. Im Gegensatz zur Über- und
Unterfunktion bleibt ungeregeltes Wachstum wie bei Struma, Schilddrüsenzysten oder -knoten sowie Schilddrüsentumoren oft lange unauffällig. Schilddrüsenkrankheiten werden auch
als Thyreopathien bezeichnet.
Als zuständige Fachärzte arbeiten Endokrinologen und Nuklearmediziner bei diesen Schilddrüsenerkrankungen eng zusammen. Die Diagnose erfolgt mit
Ultraschalluntersuchung (Sonografie), Blutanalyse (Blutwerte von TSH, T3, T4), Schilddrüsen-Szintigrafie und gegebenenfalls
Schilddrüsenbiopsie.
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Bei Hyperthyreose (Überfunktion) produziert die Schilddrüse zu viel T3 und T4 und schaltet den Stoffwechsel einen Gang höher.
Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion:
Herzrasen
Gewichtsverlust
psychomotorische Unruhe
Empfindlichkeit gegenüber hohen Temperaturen
Schwitzen
Zyklusstörungen
Häufigste Ursachen für eine Hyperthyreose:
Morbus Basedow(Basedow-Thyreoiditis, Immunhyperthyreose) ist eine Autoimmunerkrankung, die vor allem Frauen ab dem mittleren Lebensalter betrifft.
Von fehlgesteuerten Antikörpern angegriffene Thyreozyten bilden vermehrt T3 und T4, die Schilddrüse wächst. Als Diagnosekriterium gilt die Merseburger Trias aus Struma, Tachykardie
und Exophthalmus (durch hohe Anspannung der Augenmuskeln hervortretende Augen).
Schilddrüsenautonomie bedeutet, dass Zellen der Schilddrüse unbeeindruckt vom steuernden TSH zu viel Triiodthyronin und Thyroxin produzieren. Die knotige Struma kann
Speiseröhre und Luftröhre komprimieren und Atem- und Schluckbeschwerden hervorrufen.
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Tritt die Schilddrüse auf die Bremse und bildet weniger T3 und T4 als erforderlich, verlangsamt sich der Stoffwechsel.
Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion:
verlangsamter Herzschlag
Müdigkeit
Appetitlosigkeit
Gewichtszunahme
Empfindlichkeit gegenüber niedrigen Temperaturen
verminderte Libido
Häufigste Ursachen einer Hypothyreose:
Hashimoto-Thyreoiditis (Autoimmunthyreopathie). Bei dieser Autoimmunerkrankung zerstören Autoantikörper Schilddrüsengewebe, das dadurch zu wenig T3 und T4 bildet. Die
häufigste Form der Schilddrüsenentzündung ist vor allem bei Frauen fortgeschrittenen Alters verbreitet, häufig in Verbindung mit anderen endokrinen und/oder Autoimmunerkrankungen.
Thyreoiditis de Quervain (subakute Thyreoiditis, granulomatöse Thyreoiditis) ist die Folge einer fiebrigen Viruserkrankung. Typischerweise geht die anfängliche
Hyperthyreose (Überfunktion) in eine Hypothyreose (Unterfunktion) über, bevor sich die Schilddrüsenhormone wieder normalisieren oder die Erkrankung chronisch wird.
Wucherungen der Schilddrüse: Struma, Schilddrüsenknoten, zystische Veränderung der Schilddrüse und Schilddrüsenkrebs
Neben der Überfunktion und Unterfunktion gibt es Veränderungen der Schilddrüse, die sich durch übermässiges Wachstum des Schilddrüsen-Gewebes auszeichnen und dadurch Beschwerden
verursachen. Übermässiges Wachstum der Schilddrüse manifestiert sich in verschiedenen Erscheinungsformen. Die meisten davon sind harmlos, aber bösartiger Schilddrüsenkrebs verläuft unbehandelt
tödlich.
Struma (Kropf)
Eine Struma ist eine krankhaft vergrösserte Schilddrüse. Die im Volksmund Kropf genannte häufigste Schilddrüsenerkrankung gilt als
Volkskrankheit und gibt sich als Wucherung am Hals zu erkennen.
Symptome treten bei einer Struma erst auf, wenn der Druck auf Luftröhre und Speiseröhre zu Atem- und Schluckbeschwerden und/oder Husten und Heiserkeit führt.
Häufigste Ursache für einen Kropf sind:
Jodmangel (Jodmangelstruma),
seltener Medikamente (Lithium, jodhaltige Medikamente wie Amiodaron) oder
strumigene Nahrungsmittel, die die Bildung von Schilddrüsenhormonen hemmen (Kohlarten, Soja, Maniok).
Als euthyreote Struma (einfache nichttoxische Struma) bezeichnet man eine gutartige Vergrösserung der Schilddrüse ohne Hyperthyreose oder Hypothyreose.
Formen des Wachstums:
Bei Struma diffusa proliferiert das Schilddrüsengewebe gleichmässig.
Bei Struma nodosa treten Schilddrüsenknoten auf:
Struma uninodosa mit einem einzelnen Knoten,
Struma multinodosa mit knotigen Veränderungen in der gesamten Schilddrüse.
Schilddrüsenknoten – eine weit verbreitete Schilddrüsenerkrankung
Eine weit verbreitete Schilddrüsenerkrankung sind Knoten, die sich aus dem Schilddrüsengewebe entwickeln. Rund die Hälfte der über 50-Jährigen ist von dieser Erkrankung
betroffen. Die gutartigen Knoten in der Schilddrüse gibt es in verschiedenen Formen, die grösstenteils harmlos sind. In etwa zehn Prozent verursachen sie allerdings gesundheitliche Beschwerden.
Selten können Schilddrüsenknoten auch entarten (betrifft etwa 1 Prozent der Fälle) und zu bösartigem Schilddrüsenkrebs auswachsen, der unbedingt behandelt werden sollte.
Es gibt folgende Arten von Schilddrüsenknoten:
Papilläres Schilddrüsenadenom. Die gutartige Neubildung geht aus dem Follikelepithel der Schilddrüse hervor; sie gilt als die häufigste Form von Schilddrüsenknoten und ist
vor allem bei Frauen zu finden. Diese Adenome der Schilddrüse sind in der Regel eingekapselt und zeigen keine aggressive Ausbreitung; sie können jedoch hormonell aktiv sein und eine
Hyperthyreose verursachen.
Follikuläres Schilddrüsenadenom. Auch dieser Tumor der Schilddrüse ist weit verbreitet und bei Frauen ebenfalls häufiger als bei Männern. Die Neoplasien gehen von den
Follikelepithelzellen aus und haben eine Kapsel und Follikel mit wenig Kolloid.
Heisse Knoten zeichnen sich durch erhöhte Jodaufnahme und Produktion von T3 und T4 aus. Sie sind so gut wie immer gutartig.
Kalte Knoten (autonome Adenome) nehmen kein Jod auf und produzieren keine Schilddrüsenhormone. Viele kalte Knoten der Schilddrüse sind gutartig, aber
ein geringer Prozentsatz entwickelt sich zu einem bösartigen follikulären Schilddrüsenkarzinom (Struma maligna).
Medulläres Schilddrüsenadenom (C-Zell-Adenom). Medulläre Adenome sind selten; sie gehen von den C-Zellen der Schilddrüse aus und geben sich durch einen erhöhten
Calcitoninspiegel im Blut zu erkennen. Bei der C-Zell-Hyperplasie bilden sie keine Kapsel.
Schilddrüsenkrebs (Struma maligna): Papilläres, follikuläres und medulläres Schilddrüsenkarzinom
Weniger als ein Prozent der Knoten in der Schilddrüse sind bösartig und können die Kapsel durchbrechen oder in Blutgefässe einwandern. Die Heilungschancen stehen umso besser, je
früher Diagnose und Therapie erfolgen.
Papilläres Schilddrüsenkarzinom (PTC). Die weitaus häufigste Form von Schilddrüsenkrebs ähnelt gesunden Schilddrüsenzellen, da sie noch Jod aufnehmen und Triiodthyronin und
Thyroxin bilden. Papilläre Schilddrüsenkarzinome bilden Metastasen über die Lymphbahn. Viele bleiben in einem kleinen Stadium; solche Mikrokarzinome lassen sich mit Thermoablation beseitigen
oder bleiben unbehandelt, müssen dann aber regelmässig kontrolliert werden (watch and wait). Bei grösseren Tumoren ist eine operative Entfernung der Schilddrüse (Thyroidektomie) und
benachbarten Lymphknoten (Lymphadenektomie) ratsam. Eine Radiojodtherapie kann helfen, Reste von Krebszellen zu beseitigen.
Follikuläres Schilddrüsenkarzinom (FTC). Auch der zweithäufigste Schilddrüsenkrebs ist relativ differenziert, bildet aber eher Fernmetastasen über die Blutbahn. Meist wird
auch hier die Schilddrüse operativ entfernt und anschliessend eine Radiojodtherapie durchgeführt.
Medulläres Schilddrüsenkarzinom (MTC, C-Zell-Karzinom). Wie das medulläre Schilddrüsenadenom geht dieser Schilddrüsenkrebs von den Calcitonin-produzierenden C-Zellen aus. Er
sammelt kein Jod und ist daher für die Radiojodtherapie nicht zugänglich. Bereits in frühen Stadien bilden sich über Lymphe und Blut Metastasen, sodass die operative Entfernung von
Schilddrüse und Lymphknoten erforderlich ist; trotz zusätzlicher Bestrahlung und Chemotherapie wächst dieser Krebs meist schnell und hat eine besonders ungünstige Prognose.
Schilddrüsenzyste
Zysten in der Schilddrüse sind weit verbreitet – bei etwa 3 bis 5 Prozent der Bevölkerung entwickeln sie sich im Laufe des Lebens. Schilddrüsenzysten verursachen aber nur
selten Beschwerden. Es handelt sich dabei um mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume mit einer Hülle aus Epithelzellen; bei mehr als vier Schilddrüsenzysten spricht man von einer
polyzystischen Schilddrüsenerkrankung. Meist treten Schilddrüsenzysten nach einer Jodmangelstruma, einem Schilddrüsenadenom oder Verletzungen auf. Grosse zystische
Veränderungen der Schilddrüse können durch Druck auf die Luftröhre und die Speiseröhre Schluckbeschwerden und Atemnot auslösen.
Wie erfolgt bei den verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen die Diagnose?
Um eine Erkrankung der Schilddrüse festzustellen, gibt es heutzutage verschiedene moderne Verfahren. Die Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen erfolgt meist wie folgt:
Ausführliches Gespräch mit einer spezialisierten Ärztin bzw. einem spezialisierten Arzt (Anamnese), in dem Beschwerden, eventuell bestehende Vorerkrankungen und
Schilddrüsenkrankheiten bei nahen Verwandten abgefragt werden.
Betrachtung und Tast-Untersuchung am Hals, bei der bereits Veränderungen der Schilddrüse wie Wucherungen und Knotenbildung erkannt werden können. Auch Hautveränderungen,
Augenveränderungen und andere Symptome wie Veränderungen im Pulsschlag, die typischerweise auf eine Schilddrüsenerkrankung hindeuten, werden untersucht.
Blut-Untersuchung, um unter anderem Veränderungen im Hormonhaushalt festzustellen. Üblicherweise werden der TSH-Wert, die T3/T4-Werte, Antikörper, Thyreoglobulin und einige
weitere Werte untersucht.
Ultraschall-Untersuchung (Sonografie), bei der die Halsregion von aussen mit einem Schallkopf untersucht wird. Knoten, Zysten oder weitere Veränderungen an der Schilddrüse
werden so sichtbar.
Schilddrüsen-Szintigrafie, bei der die Aufnahme und Verteilung einer schwach radioaktiven Substanz im Körper beurteilt wird. Es handelt sich dabei um ein nuklearmedizinisches
Untersuchungsverfahren, das Rückschlüsse auf die Funktion der einzelnen Bereiche der Schilddrüse zulässt.
Ultraschall-gestützte Feinnadelpunktion (Biopsie der Schilddrüse), bei der unter Ultraschall-Kontrolle eine kleine Gewebeprobe entnommen wird. Dies wird durchgeführt, wenn
der Verdacht auf bösartiges Gewebe in der Schilddrüse besteht oder um aus einer Zyste Flüssigkeit abzusaugen. Im Anschluss wird die Probe im Labor histologisch untersucht.
Mikroinvasive Behandlungen bei Schilddrüsenerkrankungen in Bern
Nach der umfassenden Diagnose stehen heutzutage einige moderne Verfahren zur Behandlung von Schilddrüsenknoten und anderen Schilddrüsenerkrankungen zur Verfügung. Gutartige Erkrankungender Schilddrüse können
wir im Lindenhofspital mittelsThermoablationoder
Alkoholablation behandeln. Dies umfasst gutartige Knoten und Zysten, die Beschwerden verursachen, und lokalisierte autonome Schilddrüsenknoten. Schilddrüsenzysten behandeln wir auch mit
der altbewährten Alkoholablation, bei der eine hochprozentige alkoholische Lösung anstelle von Wärme zum Einsatz kommt. Beide Verfahren sind mikroinvasiv, kommen also mit sehr
kleinen Schnitten aus und sind bei Eignung deutlich besser verträglich für die Patient*innen als grössere Eingriffe.
Krebspatienten mit rezidivierenden Tumorknoten oder Metastasen im Halsbereich, für die andere Behandlungsmöglichkeiten ausscheiden, kann die besonders schonende Thermoablation ebenfalls gute
Dienste erweisen.
In jedem Fall prüfen wir vorab sehr sorgfältig, ob die Thermoablation, die Alkoholablation oder ein anderes Verfahren in Ihrem individuellen Fall zur Behandlung der Schilddrüsenerkrankungen
eingesetzt werden kann. In einem ausführlichen Patientengespräch informiere ich Sie umfassend über Möglichkeiten und Risiken der Behandlungsmöglichkeiten. Vereinbaren Sie direkt einen Termin,
wenn Sie unter einer Erkrankung der Schilddrüse leiden. Als Fachärztin für interventionelle Radiologie beantworte ich gern Ihre Fragen und führe auf Wunsch die notwendigen Untersuchungen und die
präzise Behandlung bei Ihnen durch. Ich freue mich, Ihnen helfen zu dürfen.
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